Demokratiebildung ist an unserer Europaschule ein zentrales Anliegen. Am heutigen Abend waren die Jugendorganisationen der Parteien eingeladen, Rede und Antwort zu stehen: Matthias Klee (Linksjugend [’solid]), Marie Haag (Jusos), Adrián Nuñez (Bündnis 90/Die Grünen), Marcel Kemp (Julis) sowie David Sondheimer (Junge Union) diskutierten unter der Moderation von Hanna Vogel und Amanda Schilling (beide MSS 12) mit den Schülerinnen und Schülern unseres Leistungskurses Sozialkunde-12.
Die Themen waren breit gefächert: neben der Einführung des Zentralabiturs in Rheinland-Pfalz, Fragen der Bildungsgerechtigkeit, Migration, Grenzkontrollen an den deutschen und europäischen Außengrenzen wurden auch Ursachen und Prävention von Gewalt und Extremismus unter Jugendlichen beleuchtet.
Im Bereich Migration herrschte Einigkeit über die wirtschaftliche Bedeutung von Zuwanderung sowie die Anerkennung des Asylrechts. Strittig waren hingegen die Grenzkontrollen an der deutschen Grenze. Während David Sondheimer diese unterstützte, lehnten die übrigen Diskutierenden sie ab. Auch die Rolle von Frontex wurde kontrovers bewertet. Marie Haag plädierte für einen mehrdimensionalen Ansatz, der Entwicklungspolitik, Seenotrettung und die Bekämpfung von Fluchtursachen kombiniert. Matthias Klee kritisierte die Stigmatisierung Geflüchteter durch rechtspopulistische Diskurse und Pauschalisierungen in den Medien.
Zur Einführung des Zentralabiturs äußerten sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer kritisch. Wenn überhaupt, solle es lediglich in den Hauptfächern eingeführt werden. In der Frage der Bildungsgerechtigkeit traten deutliche Unterschiede hervor: Marcel Kemp betonte Eigenverantwortung und Nachholangebote, während Adrián Nuñez die ungleichen Bildungsausgaben der Bundesländer und die daraus resultierenden Chancenungleichheiten anprangerte. Die soziale Herkunft oder das Bundesland dürften nicht über die Bildungschancen von Jugendlichen entscheiden.
Auch die Radikalisierung von Jugendlichen wurde intensiv diskutiert. Soziale Medien und ihre Filterblasen verstärkten nach Meinung der Teilnehmenden die Gefahr rechtspopulistischer und extremistischer Positionen. Parteien der politischen Mitte müssten daher ihre Präsenz und Qualität in den sozialen Medien verbessern, um junge Menschen besser zu erreichen. Zudem sei es wichtig, im ländlichen Raum mehr Freizeitangebote und Vereinsstrukturen zu schaffen, um Vereinsamung, Perspektivlosigkeit und Zukunftsängste zu verhindern.
Insgesamt erlebten die Schülerinnen und Schüler einen informativ gestalteten Abend, der durch eine sachliche und engagierte Diskussion geprägt war und viele wichtige Fragen aus der Lebenswelt Jugendlicher aufgriff. Wir danken allen Politikerinnen und Politkern der Jugendorganisationen, die unserer Einladung gefolgt sind.